Windkraftanlagen von Enercon – SPD-Kreis Emsland besucht Produktionsstätten in Aurich

14. Oktober 2014

SPD-Besuchergruppe aus Lingen, Baccum, Brögbern und dem Landkreis Emsland

Das aus dem Beamtenstädtchen Aurich mal ein Industriestandort wird konnte man dort vor 30 Jahren nicht im Traum erahnen. Dennoch: der weltgrößte Hersteller von Windkraftanlagen hat hier seinen Stammsitz und die weltweit größte seiner vielen Produktionsstätten.

Im Rahmen der internen Diskussion des niedersächsischen Regionalen-Raum-Ordnungs-Programm (RROP) befasst sich die SPD im Kreis Emsland mit den Belastungen der Bürger durch vorhandene oder noch größere (repowerte) zukünftige Windenergieanlagen (WEA). Nach einem vor Kurzem mit betroffenen Bürger in Lengerich geführten Gespräch (Bericht in der Lingener Tagespost; Homepage und facebook der SPD-Kreis Emsland) war jetzt ein Besuch bei Enercon in Aurich angesagt.

Initiiert vom Baccumer SPD-Vorsitzenden Reinhold Hoffmann machten sich 48 Interessenten auf den Weg nach Aurich. Dabei auch der stellvertretende Kreisvorsitzende Peter Behrens aus Papenburg und Pressesprecher Rudi Gaidosch.

Schon bei der Anfahrt beeindruckten die imposanten Werksanlagen. Riesige Werkshallen und Lagerstätten mit schon fertig produzierten Rotorflügeln – überdimisionalen Flugzeugtragflächen ähnlich.

Enercon-Mitarbeiter Andreas Wahls und Wolfgang Lübbe führten die Besucher durch mehrere Hallen, wo u.a. die Rotorgondeln mit einem Gesamtgewicht von über 100 Tonnen zusammengebaut werden, die Ankerwicklungen für die Generatoren zur Stromerzeugung in Handarbeit erfolgt und die Rotorblattfertigung in GfK (Glasfaser-Kunststoff) ebenso mit viel Handarbeit gefertigt werden

Enercon ist mit einem Anteil von 49,6 % Marktführer in Deutschland vor Vestas mit ca. 20 %. Im Weltmarkt (ohne China und Indien) ist Enercon mit 9,8 % ebenso vorne. Weltweit gibt es derzeit über 12.000 WEA, davon alleine fast 3.300 alleine in Deutschland! Es folgen Spanien (1.750) und Großbritannien mit 1.600 Anlagen. Viele Anlagen in Deutschland sollen und werden repowert, d.h. durch neue, leistungsstärkere Anlagen ersetzt. Aktuell sind WEA mit Leistungen von 2,5 bis 4,3 Megawatt bei Nabenhöhen (Rotorkanzel) bis zu 149 Meter und erreichen mit den Rotorblattspitzen Höhen über 200 Meter. Der Vorteil der Enercon-WEA gegenüber denen anderer Hersteller ist deren Getriebelosigkeit – Vorteile für Erzeugungsleistung und gegen Verschleiß.

Bei Enercon ist man davon überzeugt, dass der Vormarsch der Windenergie weiter anhält. So sind im Land Niedersachsen bisher nur 1 % der möglichen Nutzungsfläche laut einer Potenzialstudie des Bundesverbandes Windenergie belegt. Zumal bisher erst 6,5 % der bundesweiten Stromerzeugung durch WEA erfolgen, angestrebt sind 25 % bis 2030.

Zurückhaltender dann aber die Antworten im Zusammenhang mit Genehmigungsverfahren und Bundes-Immissions-Schutz-Gesetz (BIMSCHG). Mit Hinweis auf Erfahrungen vor Ort aus der Gruppe heraus wurde versichert, dass die Werte der TA-(Technische Anweisung) Lärm nicht überschritten werden dürfe.

So gelten bei Nacht 45 dB(A) als Richtwert bei Dorf- und Mischgebieten, 35 dB(A) in Wohngebieten. Und schließlich sei eine „erdrückende Wirkung“ beim dreifachen (ca. 600 Meter) der WEA-Höhe als Abstand zur Wohnbebauung ausreichend. Auch habe man die Schattenschlagzeiten im Griff. 30 Minuten an 30 Tagen im Jahr seien zulässig.

Dagegen sehen die RROP-Abstände im Emsland anders aus – nach Meinung der Hersteller zuviel. Die Abstandsregelungen der Kreisverwaltung gehen bisher von 1.000 Metern zu Wohnbauung, 400 Meter zu gewerblichen und Einzelbereichen und keine WEA im Wald aus! Das sieht man im Aurich anders – verständlicherweise. Und für die Kommunen sei ja auch alles im Lot, weil man beim Enercon-Typ E82 (82 m Nabenhöhe – Leistung 1,8 bis 2,2 Megawatt) über 20 Jahre gerechnet mit einer kommunalen Wertschöpfung von 300.000 € ausgehen könne.

Leider konnten aus Zeitgründen viele Fragen nicht mehr angesprochen werden. Dennoch bleibt als Fazit: technologisch ist die Windkraft auf einem guten Weg und Enercon sicher ein Arbeitgeber, der mit seinen weltweit 19.000 bis 22.000 Mitarbeitern nicht zu unrecht einer der Marktführer ist. Aber bei der Entwicklung der noch möglichen Flächenpotenziale zur Nutzung der Windenergie darf auch die Verantwortung zum Schutz der Bürger nicht verloren gehen.

Zum Schluss aber ganz besonderen Dank an die Enercon-Mitarbeiter Wahls und Lübbe für ihre jederzeit offene und umfassende Information.