Demonstration und anschließende Kundgebung gegen Pegida-Bewegung

13. Januar 2015

Medina Atalan, Stellvertretende Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Lingen (Ems)

Am Montagabend, den 12.01.2015 versammelten sich über 2000 Menschen zu einem Schweige-marsch gegen die Pegida-Bewegung am Bahnhofsvorplatz in Lingen (Ems). Auf der anschließenden Kundgebung auf dem Marktplatz begrüßte Dr. med. Heribert Lange, Vorsitzender FORUM JUDEN CHRISTEN im Altkreis Lingen e.V. alle teilnehmenden Organisationen und die Bürgerinnen und Bürger, die sich mit den Opfern und Unterdrückten solidarisch erklärten.In den anschließenden Reden sprach u.a. die stellvertretende Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Lingen (Ems) und Vorsitzende des Kurdischen Kulturkreises Dipl.-Soz.-Pädagogin Medina Atalan.

Hier ihre Rede im Wortlaut:

Liebe Lingenerinnen und Lingener,
liebe Gäste unserer Stadt,
sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Krone,
sehr geehrter Herr Vorsitzender des „Forum Juden Christen” Dr. Lange,

zunächst darf ich Ihnen herzlich dafür danken, dass Sie so zahlreich zu dieser Solidaritätsdemonstration zusammengekommen sind, die als das Gegenstück zu dem zu verstehen ist, die Ihre Angst, Ärger oder Wut zum Ausdruck bringen. Ihren Frust an Schwächeren auslassen oder Andersaussehende niederbrüllen oder schlimmeres antun.
Mit Ihrem Mut haben Sie heute ein Zeichen der Ermutigung und Toleranz aus Lingen gesendet. Vor so viel Mut, verneige mich respektvoll!
Unter uns sind einige Menschen, die vor gar nicht allzu langer Zeit Fremde in dieser Stadt waren. Mittlerweile ist Lingen zu ihrer Heimat geworden. Auf diese Willkommenskultur kann Lingen sehr stolz sein!
Lingen ist bunt und vielfältig! Und: das soll auch so bleiben! Angst vor Überfremdung brauchen wir nicht zu haben, weil jede oder jeder von uns ein Fremder ist, und sei es manchmal vor sich selbst.
Weltweit sind Millionen Menschen auf der Flucht – der Großteil von ihnen lebt als Vertriebene im eigenen Land.

Oftmals sind sie vor Konflikten und Gewalt geflohen und mussten alles zurücklassen: Angehörige, ihren Besitz, ihren Alltag und damit die Möglichkeit, selbst für sich zu sorgen und ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Daher sind sie oft vollständig darauf angewiesen, humanitäre Hilfe(n) zu erhalten. Wenn wir hier in Deutschland und Lingen Flüchtlinge aufnehmen, ist es im Großen Ganzen betrachtet ein Tropfen auf den heißen Stein. Aber für die einzelnen Menschen, die hier sind und auf unsere Hilfe warten, ihre Lebensrettung.
Ich will Leben retten, denn auch ich will gerettet werden!

Ob Menschen nun aufgrund einer Naturkatastrophe oder durch Krieg und Gewalt zur Flucht gezwungen werden: In so einer schwierigen Situation brauchen sie unsere Hilfe und Aufmerksamkeit. Und sie brauche unsere Anteilnahme, wenn sie in Trauer sind.

Momentan ist nicht nur Frankreich in Trauer, nein, wir alle betrauern die Opfer unserer Demokratie! Den Terroranschlag auf das Redaktionsbüro von Charlie Hebdo am 7. Januar 2015, dem zwölf Menschen zum Opfer fielen, verurteilen wir zu tiefst!

Lassen sie uns alle gemeinsam kurz inne halten und mit einer Schweigeminute den Opfern gedenken. „Je suis Charlie” und „Lingen ist Charlie”. -1 Minute – Vielen Dank!

Der Anschlag macht uns betroffen und entsetzt. Aber auch kämpferisch, gegen eine solche Vereinnahmung der Religion aufzutreten. Der Islam darf einer kleinen aggressiven Gruppe nicht überlassen werden, während die Mehrheit den Terror ablehnt. Daher möchten wir alle Muslime ermutigen, sowohl nach innen als auch nach außen ein friedliches Signal zu setzen.

Seien wir weiterhin mutig und offen gegenüber Andersdenkenden und Anderssein. Setzen wir gemeinsam der Angst vor dem Unbekannten die Neugier entgegen.
Seinen wir weiterhin freiheitsliebend und demokratisch, weltoffen und tolerant, mitmenschlich und solidarisch. Und stehen wir weiterhin allen, die uns Angst machen wollen, mutig gegenüber! Und sagen laut und deutlich „Die Würde des Menschen ist unantastbar”!!!

Ich danke Ihnen.

Fotos: © SPD/Lindwehr