Mehr Tierwohl in deutschen Ställen – Dr. Daniela De Ridder im Gespräch mit Sauenhalter und Ferkelerzeuger der Region

17. November 2020

Die SPD-Bundestagsabgeordnete Dr. Daniela De Ridder war zu Gast beim landwirtschaftlichen Kreisverband Grafschaft Bentheim e.V. und kam dort mit zahlreichen Sauenhaltern und Ferkelerzeugern aus der Region über die Themen coronabedingte Ausfälle bei Schlachtungen, die Folgen der der Afrikanischen Schweinepest sowie über die veränderte Tierschutz-nutztierhaltungsverordnung ins Gespräch. Zum aktuellen Stand informierten der Vorsitzende des Landvolkes der Grafschaft Bentheim, Hermann Heilker sowie sein Stellvertreter Rudolf Aalderink, die Geschäftsführerin des Landvolkes Grafschaft Bentheim Elfriede Werdermann und Lambert Hurink, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung des Emsländischen Landvolkes. De Ridder betont, dass es wichtig ist, die Standards in der Tierhaltung weiterzuentwickeln und zeitgleich den kleinen und mittleren landwirtschaftlichen Betrieben Planungssicherheit zu geben.

„Die Schweinehalter und FerkelerzeugerInnen stehen derzeit vor großen Herausforderungen. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie und die Folgen des Ausbruchs der Afrikanischen Schweinepest führen dazu, dass zahlreiche Landwirte um ihre wirtschaftliche Existenz bangen. Welche Sorgen die Sauenhalter umtreibt und welche konkreten Maßnahmen sie sich von der Politik wünschen, das habe ich bei meinem Gespräch mit den hiesigen Sauen-halterInnen erfahren“, erklärt Dr. Daniela De Ridder, SPD-Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Mittelsems.

Schweinefleisch wird gebraucht – jedes Jahr verzehrt der Deutsche im Schnitt rund 60 Kilo Fleisch – mehr als die Hälfte davon ist Schweinefleisch. Doch seit Jahren sinkt die Zahl der Sauenhalter in Deutschland. In der Grafschaft Bentheim hörten binnen der vergangenen 10 Jahre rund 40 Prozent der Sauenhalter auf. Die Gründe dafür sind vielfältig,

Doch nun spitzt sich die Lage weiter extrem zu. Die Folgen der Corona-Pandemie führen dazu, dass nicht mehr so viele Tiere geschlachtet werden können – die Preise und Absatzzahlen sinken dramatisch.

In den zurückliegenden Wochen mussten mehrere Schlachtbetriebe ihre Produktion einstellen beziehungsweise zurückfahren, weil sich MitarbeiterInnen mit dem Corona-Virus infiziert hatten. Dadurch habe sich ein Stau an schlachtreifen Tieren gebildet. Die Schlachtgewichte der Schweine steige jede Woche weiter und es sei nicht absehbar, dass sich die Situation in den kommenden Wochen verbessern wird, führten Rudolf Aalderink und Hermann Heilker im Gespräch mit De Ridder aus. In der Folge werde es immer schwieriger, Ferkel zu vermarkten, da die Mäster nicht in der Lage seien, neue Tiere einzustallen.

Daher müsse die Politik sich dafür einsetzen, dass die Schlacht- und Verarbeitungskapazitäten wieder erhöht werden, so die Forderung der anwesenden SauenhalterInnen. Durch das Verbot der Werkarbeit, das zum 01. Januar 2021 in Kraft treten soll, gebe es zudem einen Mangel an Arbeitskräften in den Schlachtbetrieben, zumal Werkverträge in anderen Branchen nach wie vor erlaubt seien – einen Anwurf, den die SPD-Bundestagsabgeordnete kritisch aufnimmt.

„Die Corona-Krise hat die schon lange bestehenden Missstände beim Arbeitsschutz in der Fleischindustrie offengelegt. Daher ist es wichtig, dass unser Bundesarbeitsminister Hubertus Heil sich vehement für das Verbot von Werksverträgen und Leiharbeit in großen Schlachthöfen eingesetzt hat. Ab dem 01. Januar 2021 wird das Schlachten und die Verarbeitung von Fleisch in Betrieben der Fleischwirtschaft nur noch von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern des eigenen Betriebs zulässig sein. Damit stellen wir geordnete und sicherere Arbeitsbedingungen für die zahlreichen Beschäftigten her“, betonte De Ridder.

Neben den coronabedingten Auswirkungen bereite auch der Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest in Deutschland den Schweineerzeugern große Sorge – wichtige globale Absatzmärkte, insbesondere in asiatische Staaten, seien weggebrochen. In der Folge stürzte der Marktpreis für das Kilo Schweinefleisch ab – Betriebe könnten nicht mehr kostendeckend arbeiten.

Ein weiteres Gesprächsthema war die vom Bundesrat beschlossene Änderung der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung. Mit diesem Beschluss wurde der Ausstieg aus der Kastenstandhaltung von Sauen in Deutschland eingeleitet. Nach einer Übergangsphase werden Sauen zukünftig in Gruppen gehalten – jede Sau soll mindestens fünf Quadratmeter Platz und ausreichend Rückzugsmöglichkeiten und Beschäftigungsmaterial zur Verfügung gestellt bekommen.

Einig waren sich De Ridder und die anwesenden GesprächsteilnehmerInnen darin, dass mit dieser Verordnung zum einen ein großer Fortschritt für mehr Tierwohl in Deutschland geschaffen wurde, zum anderen haben die SchweinehalterInnen endlich Rechts- und Planungssicherheit bekommen, an welchen gesetzlichen Vorgaben sie ihre Ställe ausrichten müssen. Um die neuen Vorgaben erfüllen zu können, müssten laut Aalderink auf den Höfen umfangreiche Investitionen getätigt werden. Hier bedürfe es von Seiten der Politik geeignete Fördermöglichkeiten und Regelungen für entsprechende Baugenehmigungen.

„Es war wichtig, dass wir die Standards in der Nutztierhaltung weiterentwickelt und verbessert haben. Dabei dürfen wir jedoch unsere kleinen und mittleren landwirtschaftlichen Familienbetriebe bei der Umsetzung der Maßnahmen hin zu mehr Tierwohl nicht im Stich lassen. Daher hat die Bundesregierung bereits 300 Millionen Euro aus dem Konjunkturprogramm zur Verfügung gestellt, um die TierhalterInnen bei der Umrüstung ihrer Ställe zu unterstützen“, betonte De Ridder abschließend.