Bundesverdienstkreuz für Lingenerin Edeltraut Graeßner

1. Juni 2021

Das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland konnte Oberbürgermeister Dieter Krone nun endlich an Edeltraut Graeßner übergeben.

Wunsch von Edeltraut Graeßner:„Ich wäre der CDU dankbar, wenn an der Gesamtschule dann doch endlich eine Oberstufe eingerichtet würde.“

Bericht und Foto von Mike Röser in der NOZ: Aufbau der Tafel, Einsatz für Gesamtschule und Wohnungsbau-genossenschaft: Das sind nur drei Beispiele für das Engagement von Edeltraut Graeßner. Nun wurde der Lingenerin eine hohe Ehre zuteil – das Bundesverdienstkreuz.

Es war eine Ehrung mit langem Anlauf: Vor einem Jahr hatte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland an seine Parteigenossin Edeltraut Graeßner verliehen.

 

Allein: Die Corona-Pandemie hatte bislang die Übergabe in einem angemessenen Rahmen verhindert. Erst nun, da die Fallzahlen in der Pandemie sinken, wurde es möglich.

Am Samstag war es soweit: Auf der Wilhelmshöhe auf und vor den Treppen zum Lingener Theater überreichte Oberbürgermeister Dieter Krone unter freiem Himmel die Auszeichnung an die 71-Jährige. “Du wirst wohl die Einzige sein, die solch eine Auszeichnung in diesem Rahmen erhalten wird”, sagte er.

 

Eingefunden bei Vogelgezwitscher und unter Corona-Bedingungen wie Schnelltest- und Maskenpflicht hatten sich viele Wegbegleiter Graeßners aus den vielen Bereichen, in denen sie sich bis heute ungebrochen engagiert, wie Kommunalpolitik oder Tafel Lingen, Freunde und natürlich Familie, darunter ihre acht Enkel.

Der Ort, so betonte Oberbürgermeister Krone, sei nicht umsonst gewählt worden. Schließlich habe das Engagement der Kulturfreundin Graeßner dafür gesorgt, dass die Zuschüsse des Landkreises Emsland fürs Theater erhöht wurden.

Seit mehr als 30 Jahren politisch aktiv

Doch das Wirken Graeßners in den vergangenen drei Jahrzehnten umfasst so viel mehr, verdeutlichte das Stadtoberhaupt in seiner Laudatio. Seit 1991 ist Graeßner – mit fünfjähriger Unterbrechung – für die SPD im Stadtrat, seit 2018 als Fraktionsvorsitzende. Auch im Kreistag sitzt die Sozialdemokratin.

An “wegweisenden Projekten” habe sie mitgewirkt, sagte Krone, etwa als “leidenschaftliche Verfechterin der Integrierten Gesamtschule”, für die sie viele Kämpfe ausgefochten habe. Besonders auch die Kulturarbeit sei ihr nicht nur eine Herzensangelegenheit in der politischen Arbeit gewesen – schließlich ist sie im Theater selbst treue Abonnentin.

Doch der Name Edeltraut Graeßner wird vor allem mit einer Institution verbunden: der Lingener Tafel. Auf ihre Initiative wurde diese 1997 gegründet, erinnerte Krone: “Auslöser – so heißt es – war ein Gespräch mit einer Bäckereifachverkäuferin darüber, dass immer so viel Brot weggeworfen wird. Pragmatisch und lösungsorientiert, hast Du daraufhin die Lingener Tafel mit weiteren Mitstreitern aufgebaut und bist bis heute deren Vorsitzende.”

Aus 20 Ehrenamtlichen einst sind heute 200 geworden – sowie acht Hauptamtliche und ein “Starterjob”. Ausgabestellen, an denen Menschen mit schmalen Geldbeutel günstig Lebensmittel erhalten, gibt es längst nicht mehr nur in Lingen.

Vorschlag durch eine Freundin

Dieses Engagement war auch einer der Hauptgründe, warum Eva-Maria Schnieders, seit Jahrzehnten eine Freundin Graeßners, die 71-Jährige zur Ehrung (als erste, später folgten Vorschläge von anderer Seite) vorschlug. “Mir war es wichtig, dass dir einmal Dankeschön gesagt wird”, sagte sie mit stockender Stimme und ergänzte.

„Du bist einfach Mensch.“

Ihre Wertschätzung und das es eine verdiente Auszeichnung ist, brachten auch weitere Redner zum Ausdruck. Wie Hermann-Otto Wiegmann aus der SPD-Fraktion im Stadtrat, der sie Wortführerin und “auch ein bisschen unsere Chefin” nannte. Oder SPD-Ortvereinsvorsitzender und -Kreisgeschäftsführer Carsten Primke, der betonte, dass die Sozialdemokraten stolz auf Graeßner sind. Aber eben auch Ulla Haar, die für die CDU ebenfalls 1991 erstmals in den Stadtrat gewählt wurde und die an Graeßner gerichtet sagte: “Ich kenne nicht viele, für die diese Auszeichnung so angemessen ist wie für Dich.” Und nicht zuletzt das Team der Tafel, das geschlossen auf die Treppen stieg – der herzliche Umgang in diesen Minuten zwischen den “Tafel-Frauen” und ihrer Chefin war für jeden bei der Feierstunde ersichtlich.

Graeßner selbst richtete sich an ihre Wegbegleiter: “Alle Mitarbeitenden in den Projekten, für dich ich hier ausgezeichnet werde, hätten einen Orden verdient.” Auch ihrer Familie sagte sie vielen Dank dafür, dass sie das “Verständnis der Amtspflicht” stets mitgetragen hat, “das hat oft Verzicht bedeutet”. Andere gut begeistern könne sie, auch gut organisieren, meinte Graeßner über sich selbst, “aber all das kann  man nicht alleine machen”.

Das Brett Gesamtschule

Dass auch eine andere Selbsteinschätzung von ihr zutrifft, demonstrierte sie ebenso am Rednerpult. “Ich bin auch vorlaut”, meinte die Geehrte – und bohrte wie zum Beweis weiter an einem der dicksten Bretter, das sie je in Angriff nahm: die Gesamtschule Emsland, die Schüler bis zur zehnten Klasse besuchen können. Nicht ohne Schmunzeln richtete sie sich an ihre christdemokratischen Wegbegleiter in der Runde: